Titelzeile heute in meiner Tageszeitung:
Ministerin: In Niedersachsen droht der Pflegenotstand
Und weiter: „Laut einer auf den Landespflegebericht 2015 gestützten Prognose (…) fehlen in der Altenpflege bis 2030 zwischen 21.000 und 52.000 Mitarbeiter in Niedersachsen.”
Also, ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen ist. Aber mir geht bei dieser Meldung schon wieder der Hut hoch!
Fangen wir mal mit dem zweitrangigen Problem an. Zwischen 21.000 und 52.000 Mitarbeiter? Was ist das denn für eine Aussage? Das ist ungefähr so wie: „Es werden viele, sehr viele oder vielleicht auch unheimlich viele Pflegekräfte fehlen”. Immerhin gibt man damit zu: Eine genaue Prognose ist nicht möglich. Dann hätte man sich die Zahlen eigentlich gleich sparen können.
Wobei es in diesem Fall ziemlich egal ist, wo die genaue Zahl liegt. Der Pflegenotstand ist eine Tatsache, und zwar schon jetzt! Und nicht nur in Niedersachsen. Ich meine, haben Sie in den letzten Jahren mal versucht, kurzfristig einen Platz für die Kurzzeitpflege eines Angehörigen in einer Pflegeeinrichtung zu bekommen? Da sind Ihre Chancen auf einen Sechser im Lotto größer, glauben Sie mir.
Außerdem frage ich mich: Landespflegebericht 2015? Wieso 2015? Warum wird erst jetzt eine solche Prognose angefertigt? Lagen die Zahlen drei Jahre lang einfach in der Schublade rum, oder was? Wenn ja, warum? Die Probleme in der Pflege waren doch bekannt.
Doch so läuft es nun mal in Deutschland. Jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelang wird vor sich hin gewurschtelt, werden in den meisten Bereichen allenfalls kosmetische Korrekturen vorgenommen. Und zwar in homöopathischen Dosen.
Irgendwann macht es dann …Puff!
…und „auf einmal und ganz und gar unerwartet” haben wir ein riesengroßes Problem.
Ein paar Beispiele gefällig?
…Puff! Plötzlich befinden sich die deutschen Straßen und Brücken kollektiv in einem Zustand wie damals in der DDR.
…Puff! Plötzlich bedürfen sehr viele öffentliche Schulgebäude einer Grundsanierung.
…Puff! Plötzlich gibt es immer mehr Arme, vor allem unter Kindern und alten Menschen.
…Puff! Plötzlich hinkt Deutschland beim schnellen Internet hoffnungslos hinterher.
…Puff! Plötzlich ist bezahlbarer Wohnraum so knapp wie noch nie.
Sehenden Auges führen uns unsere politischen „Eliten” in die Katastrophe – und hoffen, nicht mehr in Amt und Würden zu sein, wenn sie eintritt. Und wenn doch: Profiteure gibt es immer, auch und gerade im Katastrophenfall. Das ist ja der Sinn der Sache. Und die werden sich dann schon bei ihrem politischen Personal erkenntlich zeigen … mit dem einen oder anderen Pöstchen zum Beispiel.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum es solch ein Liste wie die obige überhaupt geben muss. Mein Tipp: Bedanken Sie sich doch bei allen, die in den letzten Jahrzehnten geholfen haben, den Neoliberalismus als Mainstream in unserer Gesellschaft einzuführen und zu etablieren. Aber planen Sie bloß nicht, allen die Hand zu schütteln. Denn dafür sind es zu viele.
Das Perfide an dieser Ideologie ist allerdings: Die meisten, die ihr huldigen, profitieren gar nicht davon, im Gegenteil. Das tun nur einige wenige. Und die lachen sich ins Fäustchen. Denn die sahnen richtig ab!
Ach ja, heute ist mir noch eine (ganz) andere Meldung aufgefallen:
Soldaten sitzen in Mali fest
Also, ich will jetzt gar nicht schon wieder darauf rumreiten, dass deutsche Soldaten dort eigentlich nichts zu suchen haben.
Nur so viel: Laut Zeitungsmeldung handelt es sich bei den Betroffenen um Gebirgsjäger. Bei Wikipedia liest man zur Geographie von Mali:
„Die häufigste Landschaftsform ist die Ebene.”
Over and …Puff!
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