Im Land der Autofahrer

„Autofahren, endlich mal ein vernünftiges Thema!”
Tja, das könnte man fast denken, ob der von mir gewählten Überschrift. Doch leider muss ich Sie enttäuschen.

Stattdessen wieder mal: Politik, von Anfang bis Ende. Das ist mir aber auch ein Anliegen. Denn endlich, endlich(!) habe ich die Erklärung dafür gefunden, warum die Mehrheit der Bundesbürger unsere Angela so liebt. Mann, was habe ich mir all die Jahre – immerhin schon 15 an der Zahl – das Hirn zermartert.

Wie, das wollen Sie gar nicht wissen? Tut mir leid, da müssen Sie jetzt durch. Keine Sorge, die Lösung ist ganz einfach. Sie lautet: Deutschland ist ein Land der Autofahrer.
Hm, Sie gucken so verständnislos … ich glaube, ich muss ein wenig weiter ausholen.
Dauert auch nicht lange, versprochen.

Ich kam darauf, als ich dieser Tage – wieder mal – über die aktuelle Corona-Krisenpolitik unseres politischen Führungspersonals nachdachte und – wieder mal – nur mit dem Kopf schütteln konnte. Ich fürchte, meine Frau würde meine Reaktion wohl etwas drastischer beschreiben, aber ich will meine Leser ja nicht verschrecken.

Was ist denn nun so schlimm an der Corona-Strategie der Bundesregierung, werden Sie jetzt fragen. Gar nichts. Logisch, denn es gibt überhaupt keine Strategie. Äh, ja genau: auch wieder mal. Es sei denn, man bezeichnet „Augen zu und durch plus Hoffen auf einen Impfstoff” als solche.

Was ich sagen will: Seit 8 Monaten bestimmt Corona nun schon unser Leben und hat eine Krise historischen Ausmaßes verursacht. Seit 8 Monaten werden dieses Virus und die epidemischen Folgen wissenschaftlich untersucht, es gibt inzwischen jede Menge Erkenntnisse. Angie und Co. hatten also 8 Monate Zeit, sich zu überlegen, wie sie mittel- bis langfristig vorgehen wollen. Ist ihnen etwas eingefallen? Nö. Immer noch dieselben Rezepte wie im Frühjahr. Ganz so, als ob das Virus nach wie vor völlig neu wäre und man nichts darüber wüsste. Obwohl, da fängt es schon an: Man könnte noch viel mehr wissen und besser planen, wenn nicht versäumt worden wäre, relevante Daten und Informationen über Virus, Krankheitsverläufe etc. zu erheben. Doch: Strategisches Denken, langfristige Planungen? Fehlanzeige! Also konnten unsere politischen Eliten, Verzeihung Edelnieten (ich soll doch nicht immer so nuscheln!), auf jedes Ereignis nur spontan und hektisch reagieren.
Aber wer soll auch ahnen, dass Urlauber nicht nur wegfliegen, sondern auch wieder nach Deutschland zurückkehren? Oder dass Schulferien irgendwann zu Ende sind? Oder dass eine 2. Coronawelle kommt …

Aber was rege ich mich auf. Es ist eben wie immer: Hinterherlaufen statt vorausschauen, Reaktion statt Aktion. Nicht umsonst türmen sich deshalb schließlich in unserem Land mittlerweile riesige Problemberge auf. Ich sage nur: Straßen, Brücken, Schulen, Breitbandausbau, Vermögensverteilung usw. Was will man erwarten nach 15 Jahren Merkelei, auch genannt Fahren auf Sicht.

Und damit sind wir beim Stichwort: „Fahren auf Sicht”. Wie passend, denn Deutschland ist doch DAS Land der Autofahrer! Und was macht man als Autofahrer? Genau: Man fährt auf Sicht.

Sehen Sie, deshalb, so glaube ich, finden die Leute die Merkel so toll. Fahren auf Sicht. Autofahrer verstehen das, verstehen Angie, in ihrer ganzen Schlichtheit. Auch und gerade beim Umgang mit der Corona-Krise. Bisher jedenfalls. Und dafür, dass das so bleibt, sorgen schon unsere Medien, allen voran die Hofberichterstatter vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Denn was soll’s auch. Warum als Nachrichtensendung die Dinge kritisch hinterfragen? Zum Beispiel, weshalb von der Politik immer noch die wenig aussagekräftigen absoluten Infiziertenzahlen als Entscheidungsfaktor hochgehalten werden. Und warum ein Lockdown im Berchtesgadener Land verhängt wurde, obwohl dort zu diesem Zeitpunkt kein einziger Coronapatient in Intensivbehandlung war. Damit Markus „Ich-dreh-mein-Fähnchen-nach-dem-Wind” Söder als starker Mann dastehen kann? Egal. Hauptsache, täglich steigende Zahlen präsentieren und mit Sondersendungen die Panik schön am Köcheln halten.

Und siehe da: Es wirkt schon, es wird bereits wieder Toilettenpapier gehamstert. Leider nicht von unserer politischen Klasse*, um die Hinterlassenschaften zu entsorgen, mit denen sie unsere gesellschaftliche Landschaft über all die Jahre verdreckt hat.

Nein, das Klopapier ist bestimmt für die Hutablage.
Willkommen im Land der Autofahrer.

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*Dem Autor ist es ein Anliegen, den Leser darauf hinzuweisen, dass eine Interpretation des Begriffes „Klasse” im Sinne von Qualität in diesem Zusammenhang vollkommen fehlgeht und definitiv nicht seiner Intention entspricht.

 

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