Der deutsche Arbeitsmarkt ist klasse! Finden Sie nicht auch?
Fast jeder zweite Arbeitsvertrag, der im Jahr 2016 abgeschlossen wurde, war befristet!
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was das für Vorteile hat? Nicht nur für Arbeitgeber. Für die ja sowieso. Das muss auch so sein. Schließlich sind sie es doch, die die deutsche Wirtschaft brummen lassen, oder nicht? Und das auch noch ganz auf eigenes Risiko! Warum also sollen sie nicht etwas davon auf die Beschäftigten abwälzen dürfen? Die kriegen doch schließlich auch ein anständiges Gehalt dafür. Naja, manche jedenfalls. Das sollte man aber ohnehin nicht so eng sehen, finde ich. Hauptsache, man hat Arbeit.
Denn: Eigentlich ist das doch gar kein Risiko für den Arbeitnehmer, so ein befristeter Arbeitsvertrag. Sondern eher eine erfreuliche Sache. Schließlich kann er seinen neuen Arbeitgeber erst mal kennenlernen. Ganz unverbindlich. Und immerhin führten bisher sage und schreibe 40 Prozent der Verträge zu festen Übernahmen. Vielleicht bleibt das ja so.
Tatsächlich hat diese unsichere Situation für den Beschäftigten wirklich immense Vorteile. Überlegen Sie mal: Er bleibt immer jung und flexibel. Denn er kann ja nicht langfristig planen. Was noch viel besser für ihn ist: Er muss es auch nicht.
Und das ist doch gerade für die am stärksten betroffene Altersgruppe der 30- bis 39-jährigen unglaublich praktisch:
- Man muss sich keine Immobilie ans Bein binden. Die sind ohnehin total überteuert.
- Man muss keine Familienplanung betreiben. Hat also mehr Zeit und vor allem Geld für sich selbst.
- Und falls doch Kinder da sind: So ein Umzug von einer Stadt in die andere ist doch ein großes Abenteuer für die Kleinen. Und die Eltern hält er fit.
- Die Arbeitsplatzunsicherheit spornt außerdem an, im Job alles zu geben – oder sogar noch mehr. Man wächst über sich hinaus, kann die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit ausloten. Und im besten Fall spart man noch jede Menge Freizeitkosten – wenn man jeden Tag um 22 Uhr von der Arbeit kommt und todmüde ins Bett fällt.
Sie sehen: Es gibt jede Menge guter Gründe, es den Arbeitgebern so einfach wie möglich zu machen, neue Mitarbeiter befristet einzustellen.
Leider beträgt der Anteil der Befristungen bislang nur 7,8 Prozent der Gesamtbeschäftigung. Aber wenn weiterhin jeder zweite neue Vertrag zeitlich begrenzt ist, sieht das bald ganz anders aus. Ich bin da guter Hoffnung.
Wie? Ach, jetzt hören Sie doch auf! Von wegen zynisch.
So eine richtige Marktwirtschaft, das ist eben nur was für die Harten. Die sich den Herausforderungen des Lebens stellen und auch mal die Ellenbogen ausfahren können.
Und nichts für Weicheier.
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