Wertbrief statt Postwurfsendung

Ich gebe es zu: Wenn es um Kritik am Klimapaket der Bundesregierung geht, bin ich ziemlich spät dran. Inzwischen haben sich über die Inhalte (tja, was man halt so Inhalte nennt) schon andere hinreichend ausgelassen, und nachtreten wäre doch ziemlich fies, oder? Es ist also alles gesagt. Obwohl … etwas fällt mir dazu doch noch ein: Wenn ich sowas früher in der Schule abgeliefert hätte, wäre das eine glatte 6 gewesen. Klare Sache: Thema verfehlt.

Überhaupt. Jede inhaltliche Analyse hatte sich für mich schon in dem Augenblick erledigt, als ich die Merkel bei der betreffenden Pressekonferenz reden hörte. Was sagte sie doch gleich:
“Man kann jetzt sagen: Sie steigen [bei der CO2-Bepreisung] aber gering ein. Aber ich darf vielleicht auch einmal für die Unionsseite sagen: Ich verfolge die Diskussion nun auch schon seit vielen Jahren. Dass wir jetzt ganz bewusst auf den Weg der Bepreisung gehen, ist für uns schon auch ein Paradigmenwechsel.”

Wow! Na, wenn das so ist …
Hallo? Geht’s noch? Sollen wir jetzt unseren Hut davor ziehen, dass die Union ein bisschen über ihren Schatten gesprungen ist? Noch deutlicher kann man wohl nicht ausdrücken, dass die Regierung nicht verstanden hat, worum es geht. Deshalb noch mal zum Mitschreiben: Leute, es geht nicht um Euch und darum, wie großartig Ihr zu sein glaubt. Sondern um die Rettung des Klimas. Tja, wie gesagt: Thema verfehlt.

Ich stelle mir gerade vor, wie das wäre, wenn man selbst auch mal so dreist wäre. Also zum Beispiel: Ich rase mit 80 durch eine Tempo-30-Zone und mangele ein Kind um. Und bringe bei der Gerichtsverhandlung zur Verteidigung vor: “Ach, Herr Vorsitzender, wissen Sie … Ich musste mich schon sehr überwinden, überhaupt vom Gas zu gehen, denn normalerweise fahre ich grundsätzlich mit 100 durch jede Ortschaft. Dass ich wenigstens auf 80 abgebremst habe, war schon so toll von mir, das sollte doch für einen Freispruch reichen, oder nicht?”
Was meinen Sie wohl? Lässt der Richter das gelten? Wohl kaum. Aber wir Bürger sollen der Regierung ihre Selbstbeweihräucherung natürlich durchgehen lassen. Ich muss zugeben, ich komme mir ein kleines bisschen veralbert vor. Ok, Sie haben recht: “Total verarscht” trifft es besser. Doch das ist bei der Merkel ja nichts Neues …

Äh, worum ging es am Anfang eigentlich noch mal? Ach ja: Über die Inhalte des Klima”konzepts” ist also alles gesagt. Was aber ist mit der Verpackung?
Für die Meisten – inklusive Regierung – ist es ja ein Paket. Manche meinen allerdings, dieser Begriff trifft es nicht so richtig. Die nennen es lieber Klima”päckchen”. Also, ich weiß nicht so recht. Mir klingt das immer noch zu groß, viel zu groß.

Ich finde, „Postwurfsendung” passt am besten. Allein schon vom Namen her. Schließlich wurde das Ganze in einer einzigen Nacht mal eben so dahingeworfen. Geradezu schlampig, kann man sagen. Ich meine, es ist ja nicht so, dass die nicht Jahre Zeit gehabt hätten, etwas Vernünftiges zu produzieren. Mit Hand und Fuß und so. Sie wissen schon.

Was unsere Regierung aber offenbar nicht weiß: Postwurfsendungen gibt es heutzutage gar nicht mehr. Umso treffender ist der Begriff, oder? Denn: Zeitlich hinterherhinken kann unser politisches Führungspersonal schließlich auch sehr gut.

Wissen Sie, was ich mir von der Politik statt der vielen schlampigen Postwurfsendungen mal wünschen würde?

Einen Wertbrief.

 

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