Ich weiß, was Sie jetzt denken. Und Sie haben recht. Teflon-Merkel: Hat man alles schon gehört, ist alles schon mal da gewesen. Doch ehe Sie jetzt abwinken oder – noch schlimmer – zum nächsten Artikel springen, eines müssen Sie zugeben: Merkel ist ein Thema ohne Ende. Und das mit dem Teflon, nun ja. Nicht neu, aber immer noch wahr. Und vor allem brandaktuell, wie ich heute wieder mal feststellen durfte, besser gesagt musste.
Aktuelle Schlagzeile in meiner Tageszeitung:
„Regierung warnt vor massivem Insektensterben”.
Bescheidene Frage: Wie lange ist Frau Merkel jetzt Kanzlerin? Gefühlte 100 Jahre, würde ich sagen. Auch wenn es bei genauer Betrachtung erst 12 sind. Wie auch immer, lange genug jedenfalls, um etwas für die Umwelt zu tun. Im übrigen war Merkel unter Kohl schon mal für vier Jahre Umweltministerin, für alle die es vergessen haben. Und jetzt endlich fällt ihr bzw. ihrem Personal auf, dass nicht nur die Bienen, sondern auch viele andere Insektenarten gefährdet sind. Schuld sei die „Intensivierung der Landwirtschaft”. Ja, wer hat denn in Deutschland die Richtlinienkompetenz und ist somit auch für die Ausrichtung der Agrarpolitik der letzten 12 Jahre verantwortlich?
Kaum haben wir diese Frage gestellt, bekommen wir auch schon eine Antwort. Die Unterzeile zur oben genannten Schlagzeile lautet nämlich: „Umweltministerin Hendricks fordert andere EU-Agrarpolitik”.
Aha.
Und da haben wir sie auch schon: Eine der zentralen merkelschen PR-Strategien (hier mal von einer SPD-Ministerin angewendet, die Anderen lernen schließlich auch dazu …). In nur zwei Schlagzeilen genau auf den Punkt gebracht. Nämlich:
- Ein Problem benennen und sich besorgt zeigen. Natürlich möglichst eines, das man selbst mit verursacht hat.
- Die Verantwortung für die Lösung des Problems auf die europäische bzw. internationale Ebene verlagern. Wohl wissend, dass dort niemals eine Lösung gefunden werden wird. Und somit alles beim (gewünschten) alten bleibt.
- Über die Medien dafür sorgen, dass beim Bürger der nachhaltige Eindruck entsteht, Mutti kümmere sich.
Punkt 2 geht bisweilen auch anders – je nach Thema und Zielsetzung:
Es wird eine (natürlich wirtschaftsfreundliche, teure oder unsoziale) Lösung gefunden. Diese wird dem Bürger sodann als Entscheidung der „Gemeinschaft” verkauft, auf die man leider kaum Einfluss nehmen konnte. Man ist ja schließlich nur einer unter vielen. Und schon kann Frau Merkel die eigenen Hände in Unschuld waschen.
Funktioniert immer, egal welche der beiden Varianten auch zum Einsatz kommt. Finanztransaktionssteuer, Flüchtlingskrise, (Auf)Rüstungspolitik … die Liste ist lang. Das nenne ich mal eine PR-Strategie!
Überhaupt besteht ja ganz Merkel nur aus PR, finde ich. Oder woher kommt der ständige Eindruck, sie habe mit der aktuellen Politik und deren Auswirkungen rein gar nichts zu tun? Mit den negativen jedenfalls. Komisch, beim Fußball fliegt der Trainer immer als erster, wenn in der Mannschaft mal etwas schief läuft … Tja, die Teflon-Merkel eben. Nichts bleibt haften. Und das jetzt bereits in der 3. Generation. Wann sie ihre Oberfläche wohl endlich als Patent anmeldet?
Und Teflon-Merkel 4.0 steht vor der Tür. Oder glauben Sie noch an den Weihnachtsmann? Also, ich nicht, auch wenn er aus Würselen kommt. Obwohl: Eine winzige Hoffnung für die kommende Bundestagswahl habe ich noch. Und die liegt ausgerechnet in Merkels Super-Beschichtung: Vielleicht perlt ja einfach mal der Wählerwille daran ab. Beim Bürgerwillen klappt das schließlich schon lange ganz hervorragend …
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