Raf-fi-niert! Also wirklich: Eines muss man den Konzernen lassen: Erfinderisch sind sie. Jedenfalls, wenn es darum geht, die eigenen Profite zu sichern. Oder noch besser: zu steigern. Das muss ich neidlos anerkennen. Denn was die sich jetzt wieder ausgedacht haben, ist schon aller Ehren wert … wenn es denn ehrbar wäre.
Außerdem gilt natürlich auch diesmal: Wenn gerafft wird, dann auf Kosten anderer. In diesem Fall trifft es die Lobbyisten. Die Armen! Die können sich schon mal neue Jobs suchen.
Grund: Sie werden nicht mehr gebraucht. Die Konzerne und Verbände schicken jetzt nämlich ihre Vertreter direkt als Politiker los. Zum Beispiel die Finanzkonzerne den Merz. Schließlich sitzt der bei BlackRock und der Geschäftsbank HSBC Trinkaus & Burkhardt im Aufsichtsrat. Total dreist, aber mindestens ebenso genial! Lobbyisten, adé! Das spart jede Menge Zeit, Geld und Ärger. Also das, was der Ökonom immer vornehm als „Transaktionskosten” tituliert.
So offensichtlich, wie das abläuft, kann man es nicht mal mehr trojanisches Pferd nennen. Auch wenn der Merz vehement abstreitet, in einem Interessenkonflikt zu stehen. Stimmt wohl auch. Denn im Zweifel dürfte er wirklich nur die Interessen einer Seite vertreten. Fragt sich nur, welcher …
Und was machen unsere tollen Medien? Arbeiten sich aufopferungsvoll an Friedrich Merz ab. Nur leider an der falschen Front. Denn …
… jetzt war doch gerade die Razzia bei BlackRock. Wegen dieser Cum-Cum/Cum-Ex-Geschäfte. Sie wissen schon, dieser staatlich geförderte Steuerbetrug. Die Medien sind natürlich ganz heiß drauf, zu untersuchen, ob der Merz da seine Finger im Spiel hatte.
Leider habe ich bisweilen den Eindruck, dass man hierzulande im Enthüllungsjournalismus nicht mehr so geübt ist wie früher. Denn diese Cum-Ex-und-Hopp-Sachen liefen bei BlackRock, als Friedrich Merz noch gar nicht auf deren Lohnliste stand. Doch Mitglied im Verwaltungs- und danach Aufsichtsrat von HSBC Trinkaus & Burkhardt war er durchaus, als dort gewisse Deals abgewickelt wurden. Solche, die im Ermittlungsfokus der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft stehen. Genauer gesagt: „Steuerstraftaten in Zusammenhang mit den fragwürdigen Aktiengeschäften von 2005 bis 2011”. Komisch, davon hört man bisher wenig, wenn es um Merz geht.
Naja, wie auch immer. Jedenfalls müssen die Heerscharen von Lobbyisten bald umschulen, ganz sicher. Zum Politiker beispielsweise. Naheliegend wäre es jedenfalls. Und am einfachsten. Denn das waren viele von denen ja ohnehin schon, ehe sie in die Wirtschaft gewechselt sind. Dann müssten die sich auch gar nicht erst arbeitslos melden. Die Arbeitsagenturen freuen sich bestimmt darüber. Sonst wäre dort mal wirklich harte Vermittlungsarbeit gefragt, meinen Sie nicht auch? Und zack, schon wieder Transaktionskosten gespart.
Doch das alles dürfte nur der erste Schritt sein. Als nächstes steht uns das direkte Politiker-Sponsoring ins Haus. Davon bin ich überzeugt. Beim Sport klappt das schließlich auch. Dann erleben wir nach jedem Politikerauftritt im TV einen kurzen Werbespot wie diesen:
Die Live-Schaltung zur Pressekonferenz des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer wurde Ihnen präsentiert von
BMW – Freude am Fahren
– – –