Kassieren, wo andere bezahlen müssen!

„Wohnen, wo andere Urlaub machen!”
Den Slogan fand ich immer schon toll.
Noch besser finde ich allerdings:
„Kassieren, wo andere bezahlen müssen!”

Das ist mir gerade eingefallen. Als Werbeslogan für die Bundesagentur für Arbeit. Ich finde, wer Kunden hat, muss Werbung machen. Macht die Bundeswehr ja schließlich auch. Allerdings kann man bei denen als Kunde draufgehen, wenn man auf die Werbung reinfällt. Bei der Arbeitsagentur dagegen geht es nur um die Würde der Kunden, also der Arbeitslosen.

Um auf den Punkt zu kommen, ich finde, die neueste Maßnahme der Arbeitsagentur muss definitiv beworben werden:
Arbeitslose ohne eigenes Konto sollen sich ab April 2018 ihr Arbeitslosengeld an der Supermarktkasse bar auszahlen lassen. Das müssen sie dann auch, denn die Kassenautomaten in den Arbeitsagenturen werden abgeschafft. Wo die doch so teuer und störanfällig sind. Die Automaten, nicht die Arbeitsagenturen. Obwohl … aber das ist ein anderes Thema …

Also, ich finde diese Idee super! In der öffentlichen Meinung kommt das Ganze allerdings gar nicht gut weg.

Dabei hätte das neue System doch nur Vorteile. Stattdessen wird schon wieder daran rumgenörgelt. Von wegen Stigmatisierung der Arbeitslosen und so weiter. Und wie entwürdigend es doch sei, sich vor den anderen Kunden (diesmal die im Supermarkt) als Arbeitsloser „outen” zu müssen. Die ganzen Möchtegern-Datenschützer kommen natürlich auch wieder mal aus ihren Löchern. Klar, aber bei Facebook ihre komplette Lebensgeschichte posten! Mann, Mann, Mann …

Ich finde, die Arbeitslosen sollen doch froh sein, dass sie nicht mehr extra „aufs Amt” müssen, um ihre Kohle zu bekommen! Stattdessen brauchen sie nur in ihren Schlabberklamotten zum Laden um die Ecke zu schlurfen. Nicht mal aus ihren Pantoffeln müssen sie raus. Und sie können gleichzeitig einkaufen. Also praktisch während ihrer „Arbeitszeit”. Ganz offiziell. Wer sonst kann das schon? Billig ist es auch noch. Wozu nimmt denn ein Discounter an der Aktion teil? Dazu kommt noch die Genugtuung, zusehen zu dürfen, wie alle anderen ihr sauer verdientes Geld an der Kasse abgeben müssen. Aber man selbst bekommt stattdessen etwas ausgezahlt. Das muss doch runtergehen wie Öl!

Außerdem hätten andere ja auch etwas davon.
Der Staat zum Beispiel. Das bisherige System mit den Kassenautomaten hat schließlich 3,2 Millionen Euro im Jahr gekostet. Die können jetzt sinnvoller ausgegeben werden. Also dort, wo das Geld wirklich gebraucht wird.
Und die Banken können es sich sparen, ihrer Verpflichtung nachzukommen, jedem ein kostenloses Girokonto einzurichten. Das würde ohnehin nur Kosten und Arbeit verursachen. Und würde weiteren Arbeitsplatzabbau bedeuten. Wer soll dann die zahlungskräftigeren Kunden bei ihrer Geldanlage beraten?

Sie sehen: Der Plan der Arbeitsagentur ist äußerst vorteilhaft und lukrativ für alle Beteiligten. Er muss nur noch in den Köpfen der Menschen richtig verankert werden. Und zwar durch Werbung. Ich sage nur: Kassieren, wo andere bezahlen müssen!

Je öfter ich diesen Slogan lese, um so mehr wird mir klar:
Demnächst werde ich beim Einkaufen an der Kasse ganz schön neidisch sein.

 

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