Meine sehr verehrten Damen und Herren,
es ist mir eine große Ehre und besondere Freude, die Laudatio für den diesjährigen Preisträger Matthias Müller halten zu dürfen.
Denn wie der vielbeschäftigte VW-Vorstandsvorsitzende trotz seines vollen Terminkalenders zielstrebig auf diesen Titel hingearbeitet hat, ist wirklich äußerst beeindruckend und sollte uns allen ein Vorbild sein. Keinen Auftritt, kein Interview ließ er ungenutzt, um seine Ambitionen auf den Sieg zu unterstreichen. Deshalb kann ich hier und heute mit Fug und Recht behaupten:
Dieser Preis für Matthias Müller ist vollauf gerechtfertigt!
Ich könnte an dieser Stelle unzählige Gelegenheiten ins Feld führen, bei denen sich der Preisträger um unsere Sache verdient gemacht hat. Doch sollen zwei ausgewählte Anekdoten genügen, welche jeden Zweifel beseitigen – falls bei dem einen oder anderen von Ihnen noch Zweifel bestehen sollten, dass Matthias Müller ein würdiger Sieger ist.
Zum einen war da dieser eine Auftritt Müllers, der dem Volk die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat und die Politik blass aussehen ließ. Wir erinnern uns alle gern: Die sogenannte Dieselaffäre war gerade von den Medien hochgekocht worden, und Matthias Müller trat im Anschluss an ein Spitzentreffen von Vertretern der Automobilindustrie und Politik mutig vor die Presse. Die selbstverständliche Überheblichkeit, mit der er vor laufenden Kameras sämtliche Forderungen der Politik an den VW-Konzern abwies, mehr noch: wie er die Politiker geradezu davor warnte, VW zu belangen, legt nur ein Mann seines Kalibers an den Tag!
Um deutlich zu machen, welch unendliche und großartige Anmaßung sich darin ausdrückte, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass die Verantwortung Volkswagens für die Abgasmanipulationen bereits erwiesen war. Ja, Matthias Müller: Ein wahrer Teufelskerl eben.
Das zweite Beispiel, das ich ansprechen möchte, ist brandaktuell und hat letztlich den Ausschlag für die Verleihung des Preises an ihn gegeben, wie mir der Vorsitzende der Jury im Vertrauen mitgeteilt hat.
Wie Sie alle wissen, ist die unsägliche Diskussion über die Höhe der Gehälter von Topmanagern wieder einmal in vollem Gange. Die Art und Weise jedoch, wie sich der Preisträger zu diesem Thema geäußert hat, ist von solch bestechend-arroganter Abgehobenheit, dass Kritiker aus dem Volk sie bereits als „unglaublich dreist” titulieren. Meine Damen und Herren, kann es ein schöneres Erfolgserlebnis und einen besseren dafür Beweis geben, dass Matthias Müller ein exzellenter Vertreter unserer Klasse ist, der die Zeichen der Zeit erkannt hat?
Zu Recht spiegelte sich in seinen Worten der Ärger darüber wider, dass er sich für die Höhe seines exorbitanten, jedoch wohlverdienten Gehaltes vor dem Volk rechtfertigen musste. Aber er tat dies in einem Stil, den man nur als elegant-elitär bezeichnen kann.
Zwei Gründe führte er an:
Zum einen die große Bedeutung seines Konzerns für die deutsche Volkswirtschaft. Und diese ist zweifelsohne gegeben, kann es sich Volkswagen doch als Verdienst auf die Fahnen schreiben, dass dem Fiskus eine Milliardensumme an Steuern entgangen ist. Hinzu kommt – und das betone ich ausdrücklich als volkswirtschaftlich nicht minder relevant – der 100.000fache Betrug an Autokäufern.
Geradezu unschlagbar war Müllers zweites Argument: „Als Konzernchef steht man immer mit einem Fuß im Gefängnis.” Ja, meine Damen und Herren, Risikobereitschaft muss selbstverständlich belohnt werden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Inhaftierung in unserem Lande für einen Wirtschaftsführer äußerst gering sein dürfte. Zu Recht übrigens. Wir sind schließlich keine Kleinkriminellen, nicht wahr? Das zeigt schon die Dieselaffäre überdeutlich.
Ich denke … nein, ich bin vielmehr überzeugt, allein diese beiden Beispiele machen es zu einer unumstößlichen Wahrheit: Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, ist mit Recht zum diesjährigen Preisträger auserkoren worden.
In der Begründung der Jury heißt es: „Matthias Müller versteht es in vorzüglicher Weise, die Entkoppelung der Eliten von den gesellschaftlichen Regeln, welchen die Allgemeinheit unterworfen ist, aufzuzeigen und zu verfestigen. Dadurch gelingt es ihm, die Legitimität unseres Anspruchs auf diese Entkoppelung in den Köpfen des Volkes zu verankern.”
Mit diesem Zitat komme ich zum Ende meiner Laudatio und darf den Preisträger nun auf die Bühne bitten. Meine Damen und Herren, einen herzlichen Applaus für Matthias Müller, den diesjährigen Gewinner des Titels …
Idol der verwahrlosten Eliten!
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