Kennen Sie den Sinnfragenkombinator? Nein? Sollten Sie aber. Ist nämlich lustig. Oder geistreich. Okay, und manchmal auch total bescheuert.
Was das für ein Ding ist, wollen Sie wissen? Gut, ich erklär’s Ihnen mal.
Also, der Sinnfragenkombinator, das ist ein Aufsteller für den Schreibtisch, so ähnlich wie ein Tischkalender. Nur, dass man nicht nur ein Blatt umschlagen kann, sondern zwei nebeneinander liegende. Auf dem linken steht der erste Teil einer Frage, auf dem rechten der zweite.
Links stehen also Sachen wie:
-Ist Liebe …
-Ist die Jugend …
-Ist Sodbrennen …
Und rechts:
– … suboptimal?
– … was für’s Leben?
– … hässlich?
Je nachdem, welches Blatt man nun links und rechts aufschlägt, kommen dabei mehr oder weniger sinnige Fragen heraus. Die man sich selbst beantworten kann … wenn man denn will.
Also zum Beispiel:
Ist Körperpflege überflüssig?
→ Für einige Leute ja. Und die stehen meist direkt vor mir an der Kasse.
Ist die Realität scheiße?
→ Nicht doch. Nur: Warum gibt’s dann immer mehr virtuelle Realität?
Ist Armut geil?
→ Armut? Welche Armut? In Deutschland etwa?
Ist Kapitalismus langweilig?
→ Eigentlich schon. Wenn ich mich nur nicht immer so über ihn aufregen müsste …
Wie Sie sich vorstellen können, kommt dabei bisweilen aber auch großer Schwachsinn heraus wie „Ist Sodbrennen lahmarschig?”. Aber wer weiß? Vielleicht gibt es ja Leute, die auch darüber philosophieren mögen.
Heute ist mir beim „Sinnfragenkombinieren” allerdings ein ganz besonderer Coup gelungen, nämlich die Frage
Ist Politik total peinlich?
Also, darüber brauche ich nun wirklich nicht zu philosophieren. Die Antwort „JA!” springt mich schließlich jeden Morgen an, wenn ich die Tageszeitung aufschlage. Wissen Sie, was komisch ist? Nach all den Jahren zucke ich immer noch zusammen. Vielleicht sollte ich mir angewöhnen, beim Zeitunglesen Helm und Schutzbrille aufzusetzen. Doch wer garantiert mir, dass die Antwort mich dann – heimtückisch, geradezu hinterhältig sozusagen – nicht anspringt, sondern anbrüllt? Und zwar so laut, dass auch Ohrstöpsel nicht mehr helfen? Ist wohl besser, ich setze auch noch Gehörschutz à la Micky-Maus-Ohren auf. Muss ich mir gleich mal für den nächsten Besuch im Baumarkt aufschreiben …
Sie meinen, das sähe reichlich seltsam aus? Mit Helm, Schutzbrille und Micky-Maus-Ohren am Frühstückstisch? Sie haben recht, da fehlen noch die Arbeitshandschuhe. Wo habe ich noch gleich den Einkaufszettel hingelegt?
Was meine Frau dazu sagt, kann mir übrigens egal sein. Das kann ich dann ja nicht hören. Zum Glück hat sie keinen Sinnfragenkombinator. Sonst käme sie vielleicht noch auf die Frage
„Ist die Ehe noch zu retten?”
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