Von Kriegsgewinnlern und Ego-Shootern – Die etwas andere Wahlanalyse

Psst! Diesmal soll es angeblich NICHT der Putin gewesen sein! Können Sie sich das vorstellen? Mir fällt das echt schwer. Schließlich ist der es doch immer. Jedenfalls gefühlt.

Doch dieses Mal ist alles anders. Denn: Die GroKo ist schuld. Schuld an den Waschlappen, pardon: Wahlschlappen von Union und SPD in Bayern und Hessen. Darin sind sich – ausnahmsweise – alle einig.

Und wer ist der große Wahlsieger? Und damit als Kriegsgewinnler aus den GroKo-Scharmützeln der letzten Monate hervorgegangen? Die Grünen. Aber nur, weil sie als Oppositionspartei beim großen Hauen und Stechen nicht mitmachen mussten. Also eher zufällig. Denn eine echte politische Alternative zu Union und SPD stellen sie ja nun wirklich nicht dar. Das haben die Wähler übrigens auch schon erkannt. 69% der Befragten sind der Meinung, die Grünen stehen für eine bürgerliche Politik.

Die CDU wollte den Wählern in Hessen allerdings etwas anderes einreden. Was haben die nicht gewarnt – selbst am Wahlabend noch, es dürfe im Landtag auf keinen Fall zu einer linken Mehrheit kommen! Sprich zu rot-rot-grün. Liebe CDU, habt ihr nicht 5 Jahre lang gemeinsam mit den Grünen regiert? Wollt ihr uns etwa einreden, ihr habt die ganze Zeit mit linken Socken paktiert? Wohl kaum. Das wäre außerdem bestimmt nicht so tadel- und geräuschlos vonstattengegangen. Vielleicht wärt ihr nicht ganz so abgestürzt, wenn ihr die Wähler nicht hättet für dumm verkaufen wollen.

Doch noch einmal zurück zur Schuldfrage. Sind die Wahlergebnisse denn nun wirklich ausschließlich dem Zustand der GroKo zuzuschreiben?

Ich sage nur: Nebelkerze lässt grüßen. Nie war es so einfach, dem Bürger etwas unterzujubeln. Wenn es einem doch sozusagen vor die Füße fällt. Den hätte ja selbst Frank Mill* reingemacht. Obwohl – ich glaube, die Nahles meint wirklich, die Streitereien seien der einzige Grund für die Wahlklatschen.

Mir kommt da gerade ein Verdacht. Vielleicht haben die sich in der GroKo absichtlich gestritten wie die Kesselflicker, um sich schon mal vorsorglich ein Alibi zu verschaffen. Vielleicht schaue ich aber einfach zu oft die Rosenheim Cops.

Zurück zum Thema … Es gibt neben den Grünen noch eine andere Partei, zu der eine Menge Wähler abgewandert sind. Die AFD. Und die ist nicht erst so stark, seitdem der Seehofer begonnen hat, für den Bundes-Amoklauf der Ego-Shooter zu trainieren. Es muss also andere Gründe geben als einzig und allein die GroKoleriker.

Wie wäre es zum Beispiel mit der sozialen Schieflage im Land? Mit dem Zustand des Wohnungsmarktes und der Höhe der Mieten? Mit dem Dieselskandal und dem folgenden Stiefellecken der Regierung bei der Autoindustrie? … um nur einige Punkte zu nennen, ich will ja heute schließlich noch fertig werden.

Dazu noch der jämmerliche Zustand der Links-Partei. Obwohl sie die einzige Alternative zur neoliberalen Ausrichtung aller anderen Parteien ist, laufen die Leute stattdessen in Scharen zur AFD. Gut, Linke hatten – im Gegensatz zu den Rechten – in Deutschland zwar schon immer ein Imageproblem. Aber so leicht muss man es den Medien nun auch nicht machen.

Wir halten fest: Ganz so einfach ist es wohl doch nicht mit der Interpretation der aktuellen Wahlergebnisse. Und warum? Klar: Der Putin ist Schuld. Denn diesmal war er’s nicht …

… wie bitte? Ob ich die FDP vergessen habe? Noch nicht ganz, aber ich arbeite dran!

 

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*Sorgte 1986 im Spiel gegen Bayern München für eine der legendärsten Szenen des deutschen Fußballs: Der Dortmunder lief aufs leere Bayerntor zu, traf aber aus zwei Metern Entfernung nur den Pfosten.

 

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