Angie und Horst beim (Schl)Eiertanz

Reichtum und Macht haben einiges gemeinsam. Nicht nur für den Reichtum, auch für die Macht gilt: Es ist ein gutes Gefühl, sie zu besitzen. Und richtig ist ebenso: Hat man sie, will man noch mehr. Vor allem aber: Wer sie innehat, scheint sich gewaltig davor zu fürchten, sie zu verlieren. Wie sonst sind die unglaublichen Eiertänze zu erklären, die unsere Politiker immer wieder aufführen? Motto: Machterhalt um jeden Preis. Auch um den der Lächerlichkeit.

Anders kann man es wohl nicht nennen, was sich Angela Merkel und Horst Seehofer gerade wieder geleistet haben. Oder können SIE mir erklären, WAS da nun in puncto Flüchtlingen genau vereinbart wurde? Ich habe das nämlich nicht verstanden. Und ich bin da offenbar nicht der Einzige. Eine Flüchtlingsobergrenze soll es aber wohl nicht geben. Obwohl der Wankel-Horst die ja immer haben wollte.

Was aber gibt es dann? Erstmal wohl eine Zahl. Zahlen sind immer gut. Sie spiegeln schließlich Klarheit und Eindeutigkeit wider. Und, ganz wichtig: Messbarkeit. 200.000: sieht doch gut aus, oder? Klingt auch gut, wenn man es ausspricht: Zweihunderttausend. Das war es dann aber auch schon. Damit ist noch lange nicht klar, was diese Zahl bedeutet. Heißt das jetzt, es sollen jährlich 200.000 Flüchtlinge nach Deutschland kommen? Oder dürfen die kommen? Oder müssen?

Und was machen wir mit dem 200.002ten Flüchtling? Sein Vorgänger, der 200.001ste darf ruhig kommen. Das hat die Merkel auf Nachfrage schon kundgetan. Aber der nächste? Und der übernächste? Nun ja, angeblich ist die Zahl ohnehin eher eine Rahmengröße. Aber was ist denn dann mit der Eindeutigkeit und der Messbarkeit? Und warum gerade 200.000? Und was ist mit Seehofers so wichtiger Obergrenze?

Geht es Ihnen auch so wie mir? Irgendwie beschleicht mich der Verdacht, es wurden mehr Fragen aufgeworfen als geklärt. Die wichtigste scheint mir zu sein:
Warum wurde das eigentlich vereinbart? Und gerade jetzt? Und sogar noch wichtiger: Wurde denn überhaupt etwas vereinbart? Ganz so sicher bin ich mir da nämlich nicht.

Wozu also der Eiertanz? Zur eigenen Gesichtswahrung? Das ging ja wohl nach hinten los. Oder kann man sein Gesicht wahren, indem man sich lächerlich macht? Noch dazu mit einem Vorhaben, das gegen geltendes Recht verstoßen würde?

Offiziell brauchten die Unionsparteien dieses, tja, nennen wir es mal Ergebnis, als Voraussetzung, um Koalitionsverhandlungen mit Grünen und FDP aufzunehmen. Könnte das der Grund sein? Merkwürdig ist dann aber, dass beide potenziellen Koalitionspartner das überhaupt nicht lustig finden und rundweg ablehnen. Was auch der Union vorher schon klar gewesen sein dürfte. Doch irgendwie muss man ja seinen Preis hochtreiben, nicht wahr? So wird der eigene Verhandlungsspielraum größer. Und natürlich bedarf die rechte Flanke momentan besonderer Beachtung, wie Horst Seehofer uns direkt nach der Bundestagswahl deutlich klargemacht hat.

Aber vielleicht kommt es ja auch gar nicht zu einer Jamaika-Koalition
Ich glaube, das ist es. Das ist der wahre Grund, warum CDU und CSU jetzt diesen Eiertanz aufgeführt haben. Der Eiertanz war in Wirklichkeit ein Schleiertanz. Die wollen nämlich gar keine Jamaika-Koalition! Um den Schulz zu ärgern. Und die Nahles.
Überlegen Sie mal: Die beiden möchten doch so gern eine „harte Oppositionspolitik” machen. Was also würde sie mehr in Rage bringen, als wenn es gar keine neue Regierung gäbe? Denn: Ohne Regierung keine Opposition, und schon gar keine harte. Geniale Strategie!

Dabei hatte sich die Andrea doch schon so darauf gefreut.
Wem sie jetzt wohl in die Fresse hauen wird?

 

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