Vom Versuchskaninchen zum Erklärbär

Jetzt regen sich wieder alle auf. Deutsche Autobauer sollen nicht nur an Affen, sondern sogar an Menschen Abgastests veranlasst haben! Und nur zu dem Zweck, den Diesel quasi reinzuwaschen. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Um des schnöden Profits willen. Genau gesagt, die „Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor” (EUGT) soll solche Versuche in den USA unterstützt haben. Und diese Einrichtung wurde von BMW, Daimler, VW und Bosch ins Leben gerufen. Die Empörung allerorten ist groß. Und um diese noch zu steigern, werden die Medien nicht müde zu betonen, dass es sich um 25 junge und gesunde Menschen handelte.

Fünfundzwanzig! Und dann noch Junge und Gesunde! Bescheidene Frage: Wäre es weniger verwerflich gewesen, wenn sie alte und kranke Menschen genommen hätten?
Und davon mal ganz abgesehen: 25? Ich bitte Sie! 2017 sind allein im Syrienkrieg 39.000 Menschen gestorben. Im Jahr 2016 waren es 157.000 weltweit. Dabei sind die meisten Terroropfer noch gar nicht mitgezählt.

Und um Profit geht es im Krieg doch auch, oder nicht? Sogar um den Profit deutscher Unternehmen. Oder was meinen Sie, woher die Kriegsparteien – nicht nur, aber auch – Ihre Waffen beziehen? Von wirtschaftlichen Interessen vor Ort ganz zu schweigen. Da ist es schon praktisch, dass diese Dinge – in der Regel – ganz weit weg passieren. So kann man sich die Empörung für 25 Menschen aufsparen, die wahrscheinlich noch nicht mal zu Schaden gekommen, geschweige denn gestorben sind.

Aber klar, an die Kriegsmeldungen aus fernen Landen hat man sich ja schon gewöhnt. Ebenso wie an die toten Flüchtlinge. Geschätzt 5.000 Menschen sind im Jahr 2017 auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Über 3.000 davon im Mittelmeer.

Apropos Flüchtlinge: Da fällt mir der Namen Peter Beuth ein. Das ist der hessische CDU-Innenminister. Wie ich jetzt gerade auf den komme? Ganz einfach: Der hat letztes Wochenende auf einer Karnevalsveranstaltung eine lustige Büttenrede gehalten. U. a. spottet er über minderjährige Flüchtlinge. Ganz großes Kino, sage ich Ihnen. Wenn Sie mal schauen wollen …

Derselbe Herr Beuth ehrt übrigens in seiner Funktion als Innenminister regelmäßig verdienstvolle hessische Bürger als „Mensch des Respekts”. Ich hoffe nur, er sucht die zu Ehrenden nicht selbst aus. Von Respekt scheint er nämlich nicht so viel zu verstehen, wenn man sich seine Büttenrede so anhört.

Von Ökonomie allerdings auch nicht. Denn in einem YouTube-Clip erklärt er uns, wie Haushaltspolitik funktioniert. Die öffentliche Hand müsse, so wie er selbst früher als Schüler, auf ein bestimmtes Ziel hin sparen. Dann besitze sie die notwendige finanzielle Leistungsfähigkeit, um dieses Ziel später erreichen zu können.
Merke: Fundierte Kenntnisse von Wald- und Wiesenökonomie sind eine Grundvoraussetzung, um in Deutschland das Amt eines Ministers bekleiden zu können. Selbst Finanzminister Schäuble war in wirtschaftspolitischen Dingen schließlich ahnungslos – wie er hinterher zugegeben hat. Vermutet hatte ich das allerdings schon immer.

Vielleicht war Peter Beuth ja eine der 25 Testpersonen der EUGT. Das wäre eine Karriere! Vom Versuchskaninchen zum Erklärbär. Ob die Tests wohl doch nicht so harmlos waren …?

 

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