Mein Wein ist schöner als deiner!

Ich weiß, was Sie jetzt denken. Und Sie haben recht. Was für eine schwachsinnige Aussage! Aber was soll man machen? Wenn man sich auf das intellektuelle Niveau des mächtigsten Mannes der Welt begeben will, muss man schon ein paar Stufen bewältigen. Oder eine ganze Treppe – zum Glück abwärts. Denn die ist ganz schön lang.

Jetzt mal ernsthaft: Ich kann doch nichts dafür, dass Donald Trump der erste amerikanische Präsident ist, der allem Anschein nach mal auf der Klippschule war. Oder wer sonst sagt so etwas: „Ich finde, amerikanischer Wein sieht besser aus als französischer.” Was soll man darauf entgegnen? Vielleicht: „Aber das französische Brot ist länger!” Oder was?

Interessant ist aber, in welchem Zusammenhang er diese geistige Höchstleistung von sich gegeben hat. Es ging nämlich darum, dass Trump den Franzosen Strafzölle auf ihren Wein angedroht hat, weil sie eine Digitalsteuer einführen wollten. Und die träfe natürlich vorrangig Amazon, Facebook und Konsorten. Also Amerikaner. Ich muss sagen, ich fände das eigentlich gut. Denn dadurch bekäme Trumps Slogan mal eine ganz andere Bedeutung: America first.

Ehrlich gesagt, es ist schon spannend, wie Trump mit „Freunden” umgeht. Wahlweise auch „Partner” und „Verbündete” genannt. Denn das sind wir Europäer ja immer noch. Vor allem wir Deutschen. Jedenfalls wird unser politisches Führungspersonal nicht müde, das zu betonen. Ist doch egal, dass uns Trump täglich mit weiteren Strafzöllen droht. Oder dass in den USA demnächst ein Gesetz verabschiedet wird, mit dem sie die Gaspipeline von Russland zu uns verhindern wollen. Angeblich, weil sie uns vor der Abhängigkeit von russischem Gas schützen müssen. In Wirklichkeit natürlich aber, weil sie uns ihr eigenes – teures und umweltschädliches – Fracking-Gas verkaufen wollen. Egal, sind ja unsere „Freunde”.

Und ganz aktuell überlegen die Amis, Teile ihrer Truppen aus Deutschland abzuziehen. Weil wir unseren Militärhaushalt nicht auf 2% des BIP aufstocken möchten. Das hätte der Trump doch so gern. Aber auch wenn uns alle – wie gestern wieder mal die Tagesschau – das immer einreden wollen: eine verbindliche Verpflichtung dazu gibt es nicht.

Und zum Truppenabzug fällt mir nur ein: Tja, na und? Und wenn schon, dann bitte die aus Ramstein. Dann müssen sie ihre völkerrechtswidrigen Drohneneinsätze nämlich von woanders starten. Aus Polen zum Beispiel, da wollte doch schon der Obama Soldaten stationieren. Was man als Friedensnobelpreisträger halt so macht. Zur Abschreckung gegen Putin, diesen furchterregenden Aggressor. Natürlich. Dass aber die Nato angefangen hat mit der Ausweitung ihres Machtgebietes nach Osten, davon hört man selten.

Das ist übrigens eine gängige Methode der Meinungsmache von Politikern und Medien: Man erzählt die Geschichte nicht von Anfang an, und schwupps, schon bekommt sie einen ganz anderen Klang, eine ganz andere Bedeutung. Achten Sie mal drauf …

Ups, jetzt bin ich wieder mal ganz vom Thema abgekommen.
Es ging doch eigentlich um Trump und Wein.
Was ich noch sagen wollte: Der trinkt gar keinen, sagt er. Das allerdings ist kein Wunder. Denn ein gepflegtes Glas Wein zu genießen, hat immer auch etwas mit Kultur zu tun, finden Sie nicht auch?

 

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