Mann, Mann, Mann! Kaum hat man mal ein paar Tage keinen Artikel geschrieben, schon stapeln sich die Themen bergeweise auf dem Schreibtisch.
Was war nicht alles los in der letzten Woche! Meldung über Meldung. Und eine ärgerlicher als die andere. Allein die letzte Wochenendausgabe meiner Tageszeitung barg so viel Frustpotenzial, dass mir das Samstagsfrühstück fast im Halse stecken blieb. Fragen Sie mal meine Frau!
Da war aber wirklich alles dabei: Ein Artikel darüber, dass VW aus der Affentest-Affäre Konsequenzen ziehen will. Super, und was ist mit der Dieselaffäre? Ich meine, spätestens jetzt nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts müsste doch da mal was kommen, oder nicht? Große Reden schwingen natürlich wieder alle, Fahrverbote seien ja eine kalte Enteignung der Dieselbesitzer. Und dass man Druck auf die Autohersteller wegen der Nachrüstung ausüben müsse. Und so weiter … Mein Tipp: Die werden maximal dazu verpflichtet, alle Euro 4- und Euro 5-Fahrzeuge mit Software nachzurüsten. Auf den Kosten von 1.500 bis 3.000 Euro für die Hardware bleiben Steuerzahler und Autofahrer sitzen. Ist nur noch die Frage, in welchem Verhältnis. Obwohl, wenn man bedenkt, dass der Autofahrer ja in der Regel auch Steuerzahler ist, wird er demnach die ganze Zeche quasi allein zahlen.
Was war noch? Ach ja, das übliche Russen- und Putin-Bashing, das man mittlerweile jeden Tag in der Zeitung findet. Dasselbe gilt für die Ausrüstungsmängel der Bundeswehr. Diesmal auf einer ganzen Seite ausgewalzt. Beides soll uns natürlich die geplante Aufrüstung schmackhaft machen. Die naheliegende Forderung, die sich aus den Bundeswehrproblemen ergibt, wird natürlich – wie in fast allen Medien – nicht gestellt: Der Rücktritt (meinetwegen auch Rausschmiss) von der Leyens. Schließlich hatte sie ja vier Jahre Zeit, ihre Truppe flott zu machen. Stattdessen: Ein Skandal nach dem anderen. Aber egal, die schöne Uschi wird von Frau Merkel auch in der „neuen” Regierung wieder die Chance bekommen, Steuergelder zu verschwenden. Einen besseren Ausdruck der merkelschen Weiter-So-Mentalität gibt es kaum.
Und dann natürlich die Meldung, dass es im Vorfeld der Yücel-Freilassung nun doch Waffen-Deals mit der Türkei gegeben hat. Wie hatte der Chefkommentator meiner Tageszeitung ein paar Tage vorher nicht die große Kunst der deutschen Diplomatie gelobhudelt! Tja, so kann man sich täuschen …
Dazu passend kam im Lauf der Woche die Meldung, dass die deutschen Rüstungsexporte in Entwicklungsländer ein Rekordniveau erreicht haben. So geht also Reduzierung der Waffenexporte auf „siggianisch”. Wusste gar nicht, dass der Gabriel ein Adenauer-Fan ist. Von dem stammt schließlich der Spruch: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden.”
Schließlich der Höhepunkt der Woche: Angie verkündet Ihre neue Ministerriege. Tataaa! Besonders preist sie an: Ihr Team wird jünger und weiblicher. Als ob das per se auch besser wäre. Das hat so viel Aussagekraft wie: Blonder und schlanker. Oder: Kleiner und leichter. Und dann noch Jens Spahn. Also, wenn diese Art von jünger besser sein soll, dann hätte ich doch lieber älter, sorry.
Kurzum, an allen Ecken und Enden finden wir sie dieser Tage, die Elitenverwahrlosung.
Ein schöner Begriff, nicht wahr? Und so treffend. Ist aber leider nicht von mir. Sondern von Gabor Steingart, dem Herausgeber des Handelsblatts. Besser gesagt, dem ehemaligen Herausgeber. Denn spätestens nach seiner kritischen Betrachtung der deutschen Automobilindustrie, in der er von eben jener Elitenverwahrlosung sprach, war er wohl für das Blatt nicht mehr tragbar. Zu kritisch, zu un-neoliberal eben.
Doch der Begriff bleibt. Und trifft, wie gesagt, den Nagel so was von auf den Kopf. Auch und gerade bei einem weiteren Aufreger der Woche: Die Essener Tafel. Sperren die doch glatt Ausländer aus! Natürlich kann man das Krisenmanagement der dortigen Verantwortlichen kritisieren. Aber dass sich Merkel samt übriger Politikerkaste darüber entrüstet zeigt, ist eine unglaubliche Dreistigkeit und Scheinheiligkeit. Elitenverwahrlosung par excellence. Denn genau diese Leute müssten eigentlich dafür sorgen, dass wir in diesem reichen Land gar keine Tafeln brauchen. Stattdessen begünstigen sie die Entstehung von Armut und lassen unkontrolliert Flüchtlinge ins Land. Da sind Verteilungskämpfe unter den wirtschaftlich Schwachen natürlich vorprogrammiert. Und wahrscheinlich auch einkalkuliert. Sie meinen, das ist zu zynisch gedacht?
Ich meine: So zynisch wie unsere Eliten kann ich gar nicht denken …
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